oberpfalz-geschichten
  Das eingemäuerte Burgfräulein
 

"In der Burg zeigt man eine alte Mauernische; der Landgraf ließ da die eigene Tochter einmauern, weil sie von einem Knappen zu Fall gekommen war; den Buhlen aber hingen sie an der Stelle auf, wo jetzt der kalte Baum steht; gerade gegenüber dem Fenster, hinter welchem das Fräulein seiner Ehre Verlust beweinen mußte. Der kalte Baum ward nach der Strafvollziehung gepflanzt: seitdem geht dort der Wind bei Tag und Nacht".

 

Nach einer anderen Version soll der Landgraf seine Tochter, die mit ihrem "Buhlen" - des Grafen Knecht - entflohen war, an der Stelle eingeholt und mit eigener Hand erstochen haben.

Das Steinkreuz beim kalten Baum wird heute noch im Volksmund mit der Hinrichtung des Hirten, der sich in die Tochter des Leuchtenberger Landgrafen verliebt hatte, in Verbindung gebracht.

 

Ein strenger Vater, eine liebliche Tochter, heimliche Liebe, "goldene Träume der Sehnsucht" im Schatten der Linde, ein junger Schäfer, oder wars ein Edelknabe, ein trauriges Ende - Eduard von Schenk, von 1831 bis 1841 Regierungspräsident der Oberpfalz, fand

sehr poetische Zeilen [31]:

 

Der kalte Baum

 

Schloß Leuchtenberg gegenüber

Da steht ein alter Baum

Auf einem hohen Berge,

Der heißt der kalte Baum.

 

Ich ging am Baum vorüber,

Ein Hirt im Schatten saß,

Indes die Herde suchte

Nach spärlich dürrem Gras.

 

Die Sonne glüht im Scheitel,

Die Luft ist kühl und klar,

Doch weht es in den Zweigen

Und in des Hirten Haar.

 

Und als ich in den Schatten

Des alten Baumes trat,

Da packt's mich kalt und schaurig,

Wie wenn der Winter naht.

 

Es rauscht in seinen Ästen

Wie rauher Nordwinds-Sturm,

Und unter ihm ist's frostig,

Dumpf wie im Kerkerturm.

 

Es heulet durch die Blätter

Wie wilder Wahnsinnslaut,

Und unten scheint die Erde

Von Tränen feucht betaut.

 

"Warum" - frug ich den Hirten -

"Tobt hier des Sturmes Wut,

Da rings auf Wald und Hügeln

Die tiefste Stille ruht?"

 

"Seht Ihr das Schloß, das drüben

Auf steilem Felsen hangt?

Jetzt stehn nur öde Trümmer,

Wo Leben einst geprangt.

 

Es haben dort die Grafen

Von Leuchtenberg gehaust,

Von dort aus oft wie Adler

Die Gaue rings durchsaust.

 

Und eines Grafen Tochter

Liebt einen Edelknecht,

Der Liebe folgte Sünde,

Die Sünde ward gerächt.

 

Der Vater riß den Knappen

Aus süßem Liebestraum,

Ließ töten ihn, begraben

Hier unter diesem Baum.

 

Der Vater warf die Tochter

In jenen finstern Turm,

Allein mit ihrem Jammer,

Bei Kälte, Nacht und Sturm.

 

Und als der nächste Morgen

Rot angebrochen kaum,

Schwang sie sich auf zum Fenster

Und sah nach diesem Baum.

 

Und rief: „Verflucht auf ewig

Sei, Baum, dein Blätterdach,

Weil unter dir mein Vater

Den Liebsten mir erstach!

 

Wenn all die andern Bäume

In Sonnenwärme ruh'n,

Kalt sollst du ewig bleiben

Wie mein Geliebter nun!

 

In dir soll immer schauern

Das Grauen einer Gruft,

Kalt sollst du ewig bleiben

Wie meines Kerkers Luft!

 

In dir soll's immer sausen

So stürmisch wie mein Schmerz,

Kalt sollst du ewig bleiben

Wie meines Vaters Herz!"

 

So fluchte diesem Baume

Das Fräulein Tag für Tag,

Bis endlich sie des Kerkers,

Des Herzens Qual erlag.

 

Und seitdem weht's hier frostig,

Wenn heiß das ganze Land,

Und wird der Baum für immer

Der "kalte Baum" genannt. -

 

Als nun der Hirt geendet,

Rauscht's auf mit neuem Sturm;

Ich aber blick' hinüber

Zum Leuchtenberger Turm.

 

Mir war's als säh' am Fenster

Das Fräulein ich noch steh'n,

Als hört' ich ihre Flüche,

Als säh' ich sie vergeh'n.

 

Schnell trat ich weg vom Baume

In warmen Sonnenstrahl

Und stieg, das Herz entlastet,

Hinab ins stille Tal

 

Die folgende Sage [32], schließt lückenlos an und mag für viele "Fischerbergüberquerer" interessant sein:

 
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