oberpfalz-geschichten
  Vom Landsknecht als Helfer erzählt Anton Wurzer :
 

Um 1780 herum ging einmal ein Bauer zur Nachtzeit von der Linglmühle heim nach dem Kalten Baum. Es war stockfinstere Nacht. Irgendwie hatte er plötzlich den Weg verloren. In seiner Not rief er endlich den Landsknecht zu Hilfe: "Häiast, Landsgnächt raout und blaou, bist bal durt und bist bal daou, leicht ma ham!" Da stand auch schon einer hinter ihm und verlangte für den Dienst eine schwarze Henne. Der zu Tode erschrockene Bauer sagte auch gleich zu, und es war schon eine Helligkeit vor ihm, in der er sich leicht zurechtfand und die ihn nicht verließ, bis er seinen Hof erreicht hatte. Der Bauer rannte geschwind hinein, um dem absonderlichen Führer den Lohn zu bringen. Aber die Frau, eine böse Zange und spindeldürr vor Geiz, ließ es nicht zu. Indessen wartete der Landsknecht vor dem Hause geduldig auf seine Gabe. Erst versuchte der Bauer immer und immer wieder, sein ungutes Weib zu bewegen, dem Wartenden zu geben, was ihm zustand. Als jedoch all sein Zureden nichts half, dachte er zuletzt, der Landsknecht würde am Ende wohl schon selber wieder gehen. plötzlich schrie das Weib mörderisch auf. "Feuer! Feuer!" zeterte es, deutete zum Fenster hinaus und tat wie eine Besessene, denn draußen war alles blutrot und grausig hell, als stünde das ganze Anwesen in Flammen. Der Bauer ist gleich hinausgerannt und sah da den Landsknecht unter dem Stubenfenster an der Giebelseite des Hauses lehnen - und die ganze Brandröte ging von ihm aus; kam aus seinem weit aufgerissenen Rachen, in dem es wie in einem Backofen glühte. Da hatte es die Bäuerin auf einmal arg eilig, die schwarze Henne zu bringen, die ihr Mann hinwarf, worauf der Unheimliche verschwand.

 

Eine ähnliche Version findet sich bei K. Ochantel [11]:

 

Von Vohenstrauß nach Oberlind ging einmal angeheitert ein alter Bauer. Da kam ihm in der stockdunklen Nacht leuchtend wie eine brennende Fackel ein feuriger Mann entgegen. Der Bauer freute sich und rief: "He Landsmann, bal rout, bal blau, bist mal durt, bal dou, laicht ma ham, kröigst an Knödl oder an Silberpfennig." Der feurige Mann leuchtete ihm schön voraus. Aus seinem Rücken schlugen die Flammen wie aus einer blechernen Backmulde. Vor dem Haus wartete er auf seinen Lohn, den ihm der Bauer in den hohlen Rücken warf.

 

Vom benachbarten Fahrenberg erzählt G. Motyka eine Sage, die mit einem heute verschwundenen Steinkreuz in Verbindung gebracht wird und unschwer "U. L. Frau" erkennen lässt:

 

"Vom Fahrenberg herab wandelte eine wunderschöne, blauverschleierte Frau bis zum Kreuz am Waldesrand nach Waldthurn. Dort winkte sie und wandelte dann bitterlich weinend wieder zum Berg zurück, weil ihr niemand folgte." [12]

 

Wie oben schon erwähnt, galt auch der Pfrentschweiher als ein solcher Ort, an den die Geister, oft in Form eines Tieres, durch sogenannte Ranzenmänner im Auftrage des bannenden Priesters vertragen wurden. Schönwerth erzählt [13]:

 

Es war eine Herrschaftsköchin, welche den Armen nicht das Geringste vergönnte und mit den Speiseresten vom Tische die Schweine fütterte, die unter ihrer Hand sehr gediehen. Nach ihrem Tode ging es mit den Schweinen nicht mehr so gut und so oft die Dirne zum Füttern kam, saß eine Krähe im Barren  und fraß mit. Es war die Köchin. Wenn aber eine Seele in Tiergestalt erscheint, so ist sie nicht mehr zu erlösen. Man vertrug sie daher in den Pfrentschweiher.

 

Ganz schlimm hatte es einer aus Waidhaus getrieben, 

 

"der hatte Waisengelder unterschlagen, den Markstein versetzt und einen Acker falsch abgestritten. Als er gestorben war, kamen zwei Geister und führten die Seele mit sich fort weithin in einen finsteren Berg; da ließen sie ihn stehen, er sollte ihrer warten. An dieser Stelle hörte er viel reiten, fahren, fluchen, zanken und vermerkte unleidentlichen Gestank. Nach drei Tagen kamen die beiden Geister und führten ihn zurück in sein Haus: denn sie hatten keinen Platz für ihn in der Hölle gefunden. Als man nun die Leiche unten aussang, sah er oben beim Fenster herab. Von da an machte er als Krähe das Haus unsicher; doch ein Pater aus Rosenthal ward Herr über ihn. Wie er im Ranzen auf dem Wagen war, fuhren die Rosse zweimal vergeblich an; der Pater aber schlug ihn mit seinem Stabe, daß er schrie wie ein Bär. Im Pfrentschweiher ist er zutiefst versenkt" [14].

 

Werner Kaschel [15] weiß weitere Sagen zu erzählen:

 

"Vor langer Zeit sei ein Vorfahre der Familie 'Wegmacher' einmal an einem Sonntag  (von Pfrentsch) nach Eslarn gegangen, um sich für seine Arbeit eine neue Haue zu holen, die ihm der dortige Schmied gefertigt hatte. Er machte sich zu Fuß auf den Rückweg, als in Eslarn die Kirche begann. Wie er nun so seines Weges ging, etwas in Gedanken versunken war, hörte er hinter sich ein Fuhrwerk herankommen. Er dachte bei sich, das trifft sich gut, da spare ich mir ein wenig Weg, wenn ich mich aufsetze. Als der Wagen an ihm vorbeifuhr, warf er sein Bündel und seine Haue auf das Steierwagerl und schwang sich selbst hinauf. Ohne sich weiter nach dem Fuhrmann umzusehen, legte er sich auf den Boden und war gerade im Begriff einzuschlummern, als er Geräusche vernahm, als wenn die Pferde im Wasser plantschten. Erschrocken richtete er sich auf, um sich zu vergewissern und stellte zu seinem Entsetzen fest, daß die Pferde und auch der Fuhrmann keine Köpfe hatten. Von Furcht übermannt, sprang er sogleich ab. Im selben Augenblick begann in der Eslarner Kirche die Wandlung, und mit einem Donnerschlag verschwand das Fuhrwerk samt Roß und Kutscher. Der erschrockene Fahrgast stand bis zur Brust im Wasser des Pfrentschweihers, unweit des Dorfes. Nachdenklich ging er heim. Das eben Erlebte blieb ihm unerklärlich. Einige Zeit später ließ er an der Stelle, an welcher er auf das Fuhrwerk gestiegen war, eine Tafel an einem Baum anbringen. Seither heißt dieser neben der Straße stehende Baum der 'Bildlbaum'. Der 'alte Wegmacher' soll aber genau auf Jahr und Tag nach dieser Schreckensfahrt gestorben sein."

 

Die Tafel am Baum enthält folgende Inschrift:

"Es ist eine harte Reis, wenn man den Weg nicht weiß, frag die drei heiligen Leut, die zeigen Dir den Weg zur ewigen Seeligkeit."

 

Eine andere Version lautet bei W. Kaschel wie folgt:

 

"Vor langer Zeit sei hier ein Unglück passiert, welcher Art, sei inzwischen vergessen worden. Aber seither gehe es zur Mitternacht um. Insbesondere  eine schwarze Klosterschwester und eine kutsche mit Pferden ohne Kopf sei manchem nächtlichen Wanderer an diesem unheimlichen Orte begegnet."

 

In der Sagensammlung von A. Schöppner finden wir zum Geisterrevier des Pfrentschweihers noch eine interessante Ergänzung [16]:

 

Am Ausgange des Weihers liegen mehrere sumpfige Stellen, die Kräh genannt. Dort geschieht allerlei Spuk, und mancher Betrunkene, der da vorüberging, ist schon in den Sumpf hineingezogen worden. Es wohnte nämlich auf dem Ulrichsberg zwischen Vohenstrauß, Pfrentsch und Weidung (?) ein Einsiedler, der die Kunst verstand, die Geister zu vertragen. Wo damals ein böser Geist hauste und die Leute peinigte, da wusste der Einsiedler Rat. Er steckte den Geist in seinen Sack und lud ihn in dem Sumpfe am Pfrentschweiher ab. Einmal kehrte er mit seinem Sacke bei einem Förster ein, da meinten die Kinder, Bilder, Rosenkränze oder Fingerringe im Sacke zu finden und wollten ihn öffnen. Sie sahen aber deutlich, wie sich im Sacke etwas rührte, auch war er so schwer, dass ihn der Eremit kaum tragen konnte. Hätten sie ihn geöffnet, der Geist wäre sicher in die Kinder gefahren.

 

Die Sage über die Entstehung des Kalten Baumes, wie wir sie bei Schönwerth [17] finden, zeigt ebenfalls das Bedürfnis, die Natur zu deuten und mit der Geschichte zu verbinden

 
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