oberpfalz-geschichten
  Die weiße Frau
 

Eine junge verwitwete Gräfin von Orlamünde war in heißer Leidenschaft zu dem Burggrafen Albrecht dem Schönen entbrannt. Der wäre einer Heirat auch nicht abgeneigt gewesen, wenn nicht - wie er der Witwe wissen ließ - 4 Augen im Wege gestanden hätten. Die Gräfin bezog das auf ihre beiden kleinen Kinder und stieß ihnen eine Nadel ins Gehirn. Doch diese grausige Tat war umsonst; der Burggraf heiratete entsetzt eine andere und die Kindsmörderin ließ er lebenslänglich einsperren. - Nach einer anderen Version rutschte die Gräfin von Reue erfasst drei Stunden Weg über Berg und Tal von der Plassenburg ins Kloster Himmelskron zu den Särgen der Ermordeten. Als sie dort keine Ruhe fand, pilgerte sie ganz zerknirscht zum Papst nach Rom und erwirkte sich die Absolution, indem sie versprach ein Kloster zu gründen. Nach Deutschland zurückgekehrt, stiftete sie das Kloster Himmelsthron, zog sich aber nach Himmelskron zurück, wo sie starb und begraben liegt. Ihr Grabstein zeigt ihr Bild mit dem Schwert zur Seite, das sie eigentlich für ihre Missetat verdient hätte. - Wenn im Hause Hohenzollern ein Todesfall oder ein Unheil bevorsteht, zeigt sich die Gräfin in irgend einem der Schlösser weiß angetan, mit Schleier und nach Nonnenart verbundenem Untergesicht, schwarzen Handschuhen, den Schlüsselbund zur Seite und ein Gebetbuch in der Hand [19].

 

Den geschichtlichen Hintergrund erläutert I. Wagner folgendermaßen:

Kunigunde, Tochter des Landgrafen Ulrich I. von Leuchtenberg, wurde im Jahre 1321 mit dem Grafen Otto von Orlamünde verheiratet, welcher 1340 kinderlos starb. Die Witwe entsagte im Jahr darauf den irdischen Freuden, stiftete im neuerbauten Spital zu Nürnberg ein Zisterzienserinnenkloster, nahm selber den Schleier und siedelte 1348 mit dem Kloster nach Gründlach über. Dieses Kloster hieß Himmelsthron. Dort starb sie als 3. Žbtissin im Jahre 1382.- Burggraf Albrecht der Schöne heiratete auf Betreiben von Bruder und Schwägerin (die "4 Augen") Sophie von Henneberg.

 

Im Anschluss an die Sage von der verblendeten Gräfin geht es bei Schönwerth [20] eher mythisch weiter:

 

Als Geist wandert die Gräfin um ihr Grab und um den Baum: daher der stete Wind, der hier geht. Und so lange hat sie nicht Ruhe vor des Grafen Fluch, bis nicht der Deutsche Kaiser, der aus der Oberpfalz aufstehen wird, die Schlacht schlägt gegen die Türken, in welcher das Blut bis an die unteren Zweige des Baumes steigen muss. Darum hat der Baum nicht seinesgleichen im Lande und keinen Namen, weil er aus der Ferne stammt."

 

In diesem Zusammenhang sind auch die Prophezeiungen und Vorzeichen interessant, die auf die letzte Schlacht am kalten Baum, auf das Ende dieser Welt hinweisen sollten. In der letzten Not hoffte man auf einen mächtigen Helfer im Kampfe gegen den Antichrist. Für den Oberpfälzer ruhte dieser Fürst im Fichtelgebirge, im Innern des Ochsenkopf oder auch im nahegelegenen Pfraumberg und wartete auf die Entscheidung am kalten Baum, nach der eine neue Zeit voll seligen Friedens beginnen sollte.

 
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