oberpfalz-geschichten
  Geisterglaube - die Verdammten mussten Zeugnis geben
 

Wälder und Fluren waren von mancherlei Geistern bevölkert, die vor allem nachts zwischen 11 und 12 Uhr ihr Wesen oder Unwesen trieben. Es waren immer bestimmte Stellen, wenig betreten oder vom Volke gemieden, an welche die unerlösten armen Seelen und Geister gebannt oder vertragen wurden: rund um den kalten Baum die Steinkreuze und Totenbretter, der Elm, der Pfrentschweiher oder der Schellenberg, wo das Schellenberger-Mannl, ein ehemaliger gottloser Burgvogt, die Ruinen der Burg unsicher machte.

 

K. Ochantel überliefert folgende Sage: 

 

So eine Stelle, wo es umging, war das Reitgirgl, ein Granitblock auf der höchsten westlichen Gemarkungsgrenze zu Roggenstein im Wald Trüffelschlag. Im Dorfe Roggenstein wohnte vorzeiten eine Familie mit Namen Reitgirgl; die Frau hatte sich selbst umgebracht und damit das Recht auf ehrenhafte kirchliche Beerdigung verwirkt. An Stricken zog man sie auf die nahe gelegene Höhe und ließ sie dort zur Abschreckung und Sühne liegen. Um die Abscheu gegen die Selbsthinrichtung wachzuhalten, nannte man die steinige Höhe das Reitgirgl [5].

 

Bei der Grenzsäule nördlich von Wieselrieth auf der Höhe am Kirchsteig nach Leuchtenberg hörte man die Wilde Jagd dahinbrausen, besonders in den Rauhnächten ihr Unwesen treibend. Hexen zogen ebenfalls mit im wilden Heere, scheinen aber manchmal gleich den Holzfräulein gehetzt worden zu sein, denn dem Jäger von Leuchtenberg "wurde einst ein Viertel Hexenfleisch vor die Füße geworfen; er konnte es aber nicht vertragen, weil es nirgends blieb und verbrannte es im Garten" [6]. Desgleichen geht hier die Sage vom schwarzen Pudel mit den feurigen Augen, der bei Nacht keinen Menschen vorbeilässt.

 

Blickt man vom kalten Baum nach Norden, so erblickt man jenseits des Leraubachs ein riesiges, dunkles Wäldermeer, den Elm - das Geisterrevier schlechthin. Bei den Handkreuzen nimmt in stürmischen Nächten die Wilde Jagd ihren Anfang und zieht dann hinüber zum Kalten Baum, wo es dann besonders schlimm zugeht; hier im Elm hörte man auch die wilden Schreie der Hoimänner, die besonders den Holzdieben und Waldfrevlern nach dem Leben trachteten und den Wanderer durch das laute hoj, hoj, hoj dazu verführten, vom Wege abzuweichen.

 

"Im Elm ist auch einmal auch einem Mann von Kaimling ein böser Streich gespielt worden. Der Mann hieß im Volksmund 'der alte Kaiser'. Derselbe ging einmal durch den Wald nach Vohenstrauß. Als er zu den drei Handkreuzen kam, begegnete ihm ein grau gekleidetes Männlein mit grünem Filzhut. Dieses hatte einen Korb voll Eier und lud den 'alten Kaiser' ein, mitzutragen. Als dieser ablehnte, schüttete er ihm den Korb voll Eier über den Kopf und verschwand. Der Mann konnte vor Schreck lange nichts reden, auch gingen Leute hinaus an den Ort und fanden auch etwa 300 Stück zerbrochene Eier bei den drei Handkreuzen liegen. Der 'alte Kaiser' ließ es sich sein Lebtag nicht ausstreiten, dass es der Teufel war, denn er hatte ganz genau die Hörner gesehen."

 

An dem Weg nach Vohenstrauß, ungefähr 300 m von den drei Handkreuzen entfernt, steht ein Gedenkkreuz mit der Aufschrift: 

 

Zur Erinnerung an die Mordtat des Mich. Würfel von Paßenrieth 1863 - Gewidmet v. dessen Sohn Johann Würfel 1882. 

 

Hier hatte sich der Xantenbauer von Passenrieth bei Eslarn auf dem Heimwege vom Viehmarkt in Leuchtenberg verirrt und ein des Weges kommender Mann aus einer der nächsten Ortschaften soll sich angeboten haben, ihn auf den richtigen Weg zu führen. Als sie sich aber in dem dichten Wald befanden, schnitt er ihm von hinten den Hals ab. Die Tat blieb lange ungesühnt. Mit unwiderstehlicher Gewalt ziehts bekanntlich den Mörder an den Ort seiner Tat zurück. Und nach Jahren machte sich von Kaimling aus, wo er gezecht hatte, ein Mann mit 'üblem Rufe', in später Nacht unter gräßlichen Flüchen und Verwünschungen auf den Heimweg und schwur, daß er über die drei Handkreuze zur Mordstelle gehe. Als er sich dem Orte seiner Tat näherte, soll ihm der Teufel aufgehockt sein und ein fürchterlicher Kampf sich entsponnen haben, in dessen Verlauf der Mörder die Büsche aus der Erde riß, den Boden mit den Händen zerwühlte und leblos liegen blieb. Als man ihn fand, soll er am Rücken und Hals schwarze Würgmale und klauenähnliche Brandflecken gehabt haben. Selbigen Tages noch, auf dem Sterbebett, hat er seine ruchlose Tat eingestanden und damit sein Gewissen erleichtert." [7]

 

Den Zigeunern schrieb man ebenfalls satanische Künste zu und legte sich ungern mit ihnen an. Auch unterstellte man ihnen den Brauch, "ihre Leute, wenn sie alt und gebrechlich wurden, lebendig zu begraben" [8].

Unweit des kalten Baums stand früher beim Ortseingang des kleinen Ortes Steinach ein Steinkreuz, von dem es hieß, dass unter ihm eine Zigeunerin wegen ihrer verwerflichen Untaten lebendig begraben worden sei. Das Steinkreuz, heute in den Ort versetzt, sei auf ihrem Grab errichtet worden.

 

"Von der Denkmalgruppe, bestehend aus Steinkreuz, Bildstock und Kopfstück einer Wegsäule, zwischen Wittschau und Wieselrieth - hier verlief einstmals die alte Handelsstraße von Nürnberg nach Prag - geht die Sage, "dass es bei dieser Baumgruppe nicht recht geheuer ist, die einen wollen schon des öfteren ein Licht um Mitternacht gesehen haben, die anderen beim Vorbeigehen eine menschliche Stimme gehört haben" [9].

 

Gehörten die Hoimänner oder gar der Teufel zu den schlimmeren Geistern, so zählten die feurigen Männer, die Landsknechte und Holzweibchen zu den besseren, es waren arme Seelen, die wegen irdischer Vergehen dazu verdammt waren, noch weiter auf Erden zu wandeln, bis sie durch fromme Werke oder Worte mitleidiger Personen aus ihrer Pein befreit wurden.

 
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